Flexibilität und ausgewogene Work-Life-Balance sind den Arbeitnehmenden heute enorm wichtig. Alternative Arbeitsmodelle stehen deshalb seit längerem im Diskurs. Eines dieser Modelle, das in den letzten Jahren verstärkt Aufmerksamkeit erhalten hat, ist die Idee einer verkürzten Arbeitswoche – speziell die Einführung einer 4-Tage-Woche. Während viele Unternehmen bereits flexible Arbeitszeiten oder Remote-Optionen anbieten, stellt die Vorstellung einer um einen Tag verkürzten Arbeitswoche in der Industrie eine besonders herausfordernde Perspektive dar.
Die traditionelle 5-Tage-Woche, die Arbeitsnorm in vielen Branchen, wird zunehmend hinterfragt. Die Einführung einer 4-Tage-Woche verspricht nicht nur mehr Freizeit für die Mitarbeitenden, sondern birgt auch das Potenzial für eine gesteigerte Produktivität. Allerdings ist die Umsetzung in der Industriebranche – einem Sektor, der auf straffe Zeitpläne und kontinuierliche Produktion angewiesen ist – mit verschiedenen Herausforderungen verbunden. Ist die Einführung der 4-Tage-Woche auch in der Industrie möglich?
Die Debatte um die 4-Tage-Woche in der Industrie
Viele industrielle Betriebe haben Vorbehalte gegenüber der Einführung einer 4-Tage-Woche. Einer der Hauptkritikpunkte ist die potenzielle Auswirkung auf die Produktivität und Effizienz. Skeptiker:innen argumentieren, dass eine verkürzte Arbeitswoche zu einem Rückgang der Produktionsleistung führen könnte, insbesondere in Branchen, die von einer kontinuierlichen Fertigung abhängig sind. Die Angst vor Produktionsausfällen oder Verzögerungen steht im Mittelpunkt vieler Diskussionen.
Darüber hinaus wirft die Umsetzung einer 4-Tage-Woche in der Industrie einige Fragen auf. Wie lassen sich beispielweise Arbeitsabläufe und der Betriebsplan an einen neuen Zeitplan anpassen? Viele Unternehmen machen sich Sorgen um die fristgerechte Erfüllung der Aufträge. Außerdem glauben manche, dass eine kürzere Arbeitswoche und mehr Freizeit die Arbeitsmoral mindern oder das Engagement der Arbeiter:innen zurückgehen lassen würde.
Befürworter:innen der 4-Tage-Woche in der Industrie glauben dagegen, dass eine ausgewogene Work-Life-Balance einen direkten Einfluss auf die Mitarbeiterzufriedenheit und -produktivität haben kann. Sie betonen, dass eine gut ausgeruhte und motivierte Belegschaft möglicherweise effizienter arbeitet und innovative Lösungen hervorbringt.
Diese Verfechter:innen plädieren dafür, die traditionellen Vorstellungen von Arbeitszeit und Effizienz neu zu bewerten und alternative Modelle ernsthaft in Betracht zu ziehen. Besonders angesichts des Fachkräftemangels sollten sich Industriebetriebe neue Benefits einfallen lassen, die ihren Betrieb als Arbeitgeber attraktiv macht.
Unternehmen, die die 4-Tage-Woche in der Industrie eingeführt haben
Einige Unternehmen in der Industrie haben den Schritt gewagt und die 4-Tage-Woche eingeführt, wobei sie erstaunliche Ergebnisse erzielt haben. Ein Beispiel ist die Firma Wenzel aus dem bayerischen Wiesthal. Der Maschinenbauer führte Anfang 2022 eine 4-Tage-Woche ein. Seitdem ist der Freitag meistens ein freier Tag. Die 4-Tage-Woche wurde in der Produktion als Standard eingeführt – und das in den meisten Fällen ohne Lohnkürzung.
Das war nur möglich, weil sich die Arbeitszeit nur wenig reduziert hat. Konkret bedeutet das: Die Arbeitszeit der Mitarbeitenden in der Produktion ging von 37,5 auf 36 Stunden zurück. Dadurch haben sich die Schichtzeiten von Montag bis Donnerstag leicht verschoben sowie verlängert. Denn vielen Mitarbeiter:innen ist es wichtig, ein Vollzeitgehalt zu verdienen: Dafür sind sie bereit, an 4 Tagen länger zu arbeiten, um einen dritten freien Tag in der Woche zu bekommen.
Vorteile bringt diese Reduzierung auch an anderer Stelle: die Reduzierung der Maschinenlaufzeiten spart Energie und verringert somit die Kosten. Durch den zusätzlichen freien Tag könnten die energieintensiven Maschinen und Klimatechnik in der Produktion bereits am Donnerstag abgestellt und damit 10-15 Prozent der Energiekosten eingespart werden.
Nach den ersten Wochen blickt das Unternehmen positiv auf die Umstellung: Die Produktivität des Betriebs sei nicht gesunken und die Stimmung der Belegschaft positiv.
Gleiche Wochenarbeitszeit an 4 statt an 5 Tagen
Ein weiteres Unternehmen, das die 4-Tage-Woche in der Industrie eingeführt hat, ist das Unternehmen Vemag Maschinenbau. Bei der getesteten 4-Tage-Woche wird im Vergleich zur Fünf-Tage-Woche nicht weniger gearbeitet, sondern die Arbeitszeit auf vier Tage verteilt. Der freie Tag wird von den Mitarbeitern für Freizeitaktivitäten wie Sport oder Entspannung genutzt.
Maschinenbauer mit flexiblen Arbeitszeitmodellen
Auch das österreichische Unternehmen Maschinenbau Koller setzt seit 2021 auf die Möglichkeit einer 4-Tage-Woche. Die Beschäftigten können sich je nach Belieben für eines der folgenden Modelle entscheiden: die 4-Tage-Woche, die klassische 5-Tage-Woche oder ein Kombinationsmodell . Die Erfahrungen sind bislang sehr gut. Bei einer Umfrage haben 60 Prozent der Mitarbeitenden angegeben, dass sich durch die Arbeitszeitanpassung die Zufriedenheit am Arbeitsplatz deutlich verbessert hat – ein überraschend positiver Wert. Die Produktivität leidet nicht unter diesen Änderungen.
Für den Schichtbetrieb sei es zwar eine große logistische Herausforderung, doch der Aufwand lohnt sich: 70 Prozent der Beschäftigten haben sich für eines der neuen Arbeitszeitmodelle entschieden. Aber auch hier arbeiten die Mitarbeiter wie zuvor 38.5 Stunden pro Woche, nur die meisten an 4 statt an 5 Tagen. Nur dadurch ist die Produktion genauso aufrechtzuerhalten wie vorher.
Potenzielle Vorteile und Herausforderungen einer 4-Tage-Woche in der Industrie
Die Einführung einer 4-Tage-Woche in der Industrie birgt eine Vielzahl potenzieller Vorteile für Unternehmen und ihre Mitarbeitenden. Einer der offensichtlichsten Vorteile ist die Verbesserung der Work-Life-Balance der Mitarbeitenden.
Durch einen zusätzlichen freien Tag können Angestellte mehr Zeit mit Familie, Freunden oder persönlichen Interessen verbringen, was zu einer gesteigerten Zufriedenheit und einem besseren Wohlbefinden führen kann.
Des Weiteren können Unternehmen von einer erhöhten Mitarbeiterbindung und -motivation profitieren. Die Einführung einer verkürzten Arbeitswoche zeigt den Mitarbeitenden, dass das Unternehmen ihre Bedürfnisse ernst nimmt und sich für ihr Wohlergehen einsetzt. Flexible Arbeitszeitmodelle in der Industrie macht einen Arbeitgeber in Zeiten des Fachkräftemangels attraktiv. Zudem sparen die Unternehmen Energiekosten, da sie ihre Maschinen zusätzlich einen ganzen Tag in der Woche abschalten können.
Neben Vorteilen birgt die 4-Tage-Woche natürlich auch Herausforderungen wie potenzielle Auswirkungen auf die Produktivität und den Geschäftsbetrieb. Industrielle Unternehmen müssen sicherstellen, dass eine verkürzte Arbeitswoche nicht zu Unterbrechungen in der Produktion oder zu Engpässen in der Kundenbetreuung führt. Da aber in der Regel an den 4 Tagen genauso lang gearbeitet wird wie zuvor an 5 Tagen, ist bei den Betrieben, die eine kürzere Arbeitswoche eingeführt haben, kein Rückgang der Produktivität zu verzeichnen. Neben zufriedeneren Mitarbeitern haben diese Betriebe außerdem die Chance auf Arbeitskräfte, die sich vielleicht nicht für einen Job in der Industrie entschieden hätten.
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